Märkische Allgemeine Zeitung

Potsdamer Schülerfirma „ZweiWegGlas“ steht für Brandenburg im Bundeswettbewerb

Lampen aus alten Glühbirnen und Flaschen. Das ist die Idee, die Brandenburg in dem Wettbewerb um das beste JUNIOR-Unternehmen Deutschlands vertreten wird.

Potsdam. „ZweiWegGlas“ hat als erste Schülerfirma der Peter-Joseph-Lenné Gesamtschule den Junior-Landeswettbewerb Brandenburg am 6. Mai gewonnen, jetzt sind sie qualifiziert, Ende Juni in Köln am Bundeswettbewerb teilzunehmen. Die Idee der Firma ist es, aus Altglas wie Flaschen oder Glühbirnen Lampen zu produzieren. Damit konnten sich die 13 Mitglieder der Firma gegen vier weitere Schülerfirmen aus Brandenburg durchsetzen. Die Geschäftsführung, das Marketing, die Buchhaltung und die Produktion, alles wird von den Schülern der 12. Klasse erledigt.

„FlowerFlame“, ihre Partnerfirma, belegte den dritten Platz. Beide Firmen sind im Zuge des gleichen Projektes entstanden. Die Peter-Joseph-Lenné Gesamtschule arbeitet schon seit einigen Jahren mit Junior zusammen und die Mitglieder von „ZweiWegGlas“ schätzen die ihnen angebotene Unterstützung sehr. Junior stellt Kurse und allgemeine Hilfe für Schüler bereit, die ein eigenes Start-Up gründen wollen. Dieses Jahr hat „ZweiWegGlas“ als erstes für ihre Schule den Sieg nach Hause gebracht. Jetzt sind sie in der nächsten Runde, die im Juni in Köln stattfinden wird. Im Bundeswettbewerb werden alle Sieger der Landeswettbewerbe gegeneinander antreten. Der Gewinner des Bundeswettbewerbes wird für Deutschland im Europawettbewerb stehen. Die Reisen zahlt der Veranstalter.

Der erste Großauftrag kam von einer Apotheke​

Die Idee nahm Gestalt an, als Lukas Trolda, mittlerweile Stellvertretender Geschäftsführer, die liegen gebliebenen Glühbirnen von seinem Vater sah. Dank der Erfahrung, die er als Sohn eines Elektronikers gesammelt hat, wusste er, dass die Glühbirnen hohe Temperaturen aushalten können, und konnte die Glühbirne aufbohren. Mit etwas Petroleum und einem Docht war die erste Lampe geschaffen. Danach entwickelten die Mitglieder neue Ideen. Emily Moltmanns Vater, der in der Gastronomie arbeitet, hatte immer wieder Glasflaschen über und so wurden auch diese schnell mit in die Produktion mit aufgenommen. Heute sind neun Grunddesigns bestellbar, wenn gewünscht mit individueller Gravur. Der erste Großauftrag kahm schon im Oktober 2021 rein, nur zwei Monate nach der Gründung. 250 Petroleumlampen für eine Apothekenkette, unter der Produktion mussten die Herbstferien leiden. Die Zwölftklässler haben nur anderthalb Stunden in der Schulzeit für den Wochenbericht und die Produktionen, das heißt sie müssen, je nach Auftragslage, ihre Freizeit mit der Herstellung ihrer Ware verbringen, bei einem Stundenlohn von etwa 50 ct. Doch sie erklären, dass sie dies gerne tun, immerhin ist es ihre Firma.

Um am Anfang ihr Projekt zu finanzieren, verkauften die Mitglieder 61 Anteilscheine. So haben sie ihr Startkapital gesichert, denn obwohl fast alle Materialien Überbleibsel sind, die sonst weggeschmissen worden wären, müssen die Lampen mit Elektronik sowie Petroleum ausgestattet werden. Am Ende sollte sich die Firma, nach dem Abitur der Mitglieder, auflösen, werden alle Anteilsbesitzer ausgezahlt. Das ist dieselbe Funktionsweise wie bei Aktien, nur in kleinerem Rahmen.

Genau um diese Art der Wissensvermittlung geht es bei JUNIOR, ein eigenes Erfahren von Gründung bis zur Führung eines eigenen Unternehmens. Wenn junge Menschen bereits in der Schule selbst erforschen können, wie Wirtschaft und eine Firma zu führen funktioniert, fördert das die Eigenständigkeit und das Verständnis für Problemlösungen enorm. Es ist eine Investition in die nahe Zukunft.

Top 3 beim Bundesfinale ist das Ziel

Auch die Mitglieder von „ZweiWegGlas“ schauen nun in die Zukunft. Die Vorbereitungen für den Bundeswettbewerb laufen an, sie versuchen im Auge zu behalten wer ihre Konkurrenten sein werden und arbeiten an neuen Designs. Sie hoffen unter die drei besten zu kommen. Was mit der Firma nach dem Schulabschluss der Mitglieder passiert, ist noch nicht entschieden. Es ist möglich die Firma weiterzuführen, aber üblicherweise werden Schülerfirmen nach dem Abitur aufgelöst.

Ob die Schüler in der Zukunft auch in diesen Branchen arbeitet werden ist Ihnen selbst noch nicht klar, aber einige können es sich auf jeden Fall vorstellen, andere sind sich jetzt sehr sicher nie ein Start-Up gründen zu wollen. Doch alle sind dankbar für die Möglichkeit, sie können viel aus diesem Projekt mitnehmen und freuen sich über die Erfahrungen, die sie machen durften und noch machen werden.

Von Mara Bubel

Quelle: maz-online.de, 13.05.2022